IDB 2022 am Forggensee bei SCFF

Die diesjährige Internationale Deutsche Bestenermittlung fand in Bayern am Forggensee gemeinsam mit der IDB der Varianta Klasse beim Segelclub Füssen-Forggensee SCFF statt.


von links nacht rechts: Sven Düsener und Katrin Adloff, Bernd Tremmel und Werner Tremmel, Paschy Beckmann und Wilhelm Beckmann

Eine Woche Forggensee – Segeln unter Traumkulisse

von Wilhelm Beckmann OLGA 460

Füssen, uns wurde erst bei der Reisevorbereitung klar, wo das eigentlich liegt: ganz im Süden der Republik, unterhalb des Schlosses Neuschwanstein im Schwangau. Durch den Ort fließt der Lech, der dann ab Füssen aufgestaut worden ist zu einem See, dem Forggensee. 730 km Anreise ab Steinfeld, wir (Doris, unser Hund Pippo und ich) sind pünktlich am Sonnabend 11. Juni im Hafen des SCFF angekommen. Die Eigenart des Clubs ist, dass er seinen Hafen erst ab Anfang Juni für die Bootseigner öffnet, da der Stausee im Winter um viele Meter abgelassen wird (man schaufelt dann Kies aus dem Grund) und erst ab Juni den Sommerwasserstand aufrecht hält. In diesem Jahr hat der Club seine Mitglieder gebeten, für die IDM der Varianta-Klasse und die BEM der 16er die Liegeplätze frei zu halten. Das klappte auch wunderbar, für die Wohnmobilisten wurde sogar die schönste Landzunge freigemacht, worauf die heimischen Segler des SCFF neidisch waren, dürfen sie dort niemals stehen.

Herzliche Begrüßung der 16er allerseits, haben wir uns doch teilweise schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Das Kranen der Boote war rasch am Sonntag besorgt, schönstes Wetter und immer wieder ein Blick auf die Kulisse: direkt gegenüber dem Club Neuschwanstein, dahinter die dunkelgrünen Wälder, die dann in den grauen, je nach Tageslicht auch bräunlich schimmernden Felsen des Alpenpanoramas enden. Doris, Pippo und ich nutzen den Sonntag für einen kleinen Ausflug auf den See, klares Wasser, das lange Besteck im Schiff, das freut die OLGA und lässt uns auch bei wenig Wind munter durchs Wasser ziehen.

Abends Begrüßung zur Segelwoche, alles sehr lässig und erholsam, da die Startbereitschaft jeweils erst um 11 Uhr angesetzt wurde. Das versprach lange Abende in geselliger Runde.

Montag war die Vermessung anberaumt, die 16er verzichteten darauf, wir kennen die Boote, Sven hatte seines noch nicht einmal vermessen lassen (können), weil der Vermesser keine Zeit gefunden hatte. Wir anderen Segler*innen glauben ihm aber, regelgerecht gebaut zu haben. Hat er gut gemacht, seinen Ausbau der Herget-Schale, sieht hübsch aus und technisch schon sehr perfekt. Leider gab es keinen Wind, so dass wir auch nicht trainieren konnten.

Dienstag zunächst Startbereitschaft inkl. Waaaarten auf Wind, dann aber doch ein erster Start. Doris hatte ich versprechen müssen, dass Paschy und ich uns nicht ehrgeizig nach vorn drängen wollten, Paschy hatte mir das Segelmotto „lieber tot als zweiter“ nach meiner Malaise im vergangenen Jahr abgerungen und wir sind übereingekommen, das olympische Motto zu beherzigen: „dabei sein ist alles“. Unser Start aus der Mitte war aber überraschend gut, erste an der ersten Tonne, der up-and–down-Kurs war gut ausgelegt und am Ende segelten wir als Erste durchs Ziel. Oha – das fängt ja gut an mit unserem neuen Motto. Aber ehrlich, wir haben uns nicht angestrengt, sind locker geblieben und fein gesegelt.

Abends bei angenehmen Temperaturen eine Dampferfahrt bei Speis und Trank mit der „Füssen“, eine Erkundung mit Erklärung des Forggensee von seiner Gründung im Jahr 1953 bis zur Staumauer. Dort wird umweltfreundlich Strom erzeugt. Und immer wieder im Hintergrund das Alpenpanorama. Eindrucksvoll!

Mittwoch ein Bilderbuchtag fürs Segeln. Alle, die ständig auf „ihren“ Windfinder gestarrt haben, durften sich wundern, wie sich das Wetter am Forggensee entwickelt. Auf jeden Fall anders als die vielen Rechenmodelle vorgesehen haben. Drei Läufe ließ das Wettfahrtkomitee Dominik und sein Vertreter Philip Karlstetter die Variantas (oder schreibt man Varianten?) und 16er segeln, wir kamen mit den Plätzen 2, 3 und 3 durch, hatten ebenso wie alle anderen 16er Segler*innen einen unvergesslichen Segeltag bei 2 bis 4 Bf., waren aber auch von Wind und Sonne ordentlich durchgegart. Das ließ sich abends beim Fischer mit Bier und Fisch leicht beheben. Und – wir alle wussten, mit dem vierten Lauf ist Meisterschaft und Bestenermittlung gesichert! Sven und Katrin durften sich freuen, lagen sie vorn.

Donnerstag war als Ruhetag vorgesehen, alle 16er hatten schriftlich zugestimmt, zugunsten der Wetterprognose vom Dienstag (einziger Tag in der Woche mit Wind!) auf ihre Ruhe zu verzichten. Pünktlich um 10 Uhr ging der rot-weiß gestreifte Antwortwimpel hoch, hing allerdings schlaff herunter und blieb mit einigen kleineren Unterbrechungen in seiner Form. Für 16 Uhr war die Jahreshauptversammlung der 16er vorgesehen, um 15 Uhr zeigte sich keine Änderung, also beschlossen die 16er, pünktlich mit der JHV zu beginnen. Pünktlich zeigte sich dann aber auch kurz vor 16 Uhr der Wind, die Varianten liefen aus, wir konnten aus dem Versammlungsraum sehen, dass sie zwei gute Wettfahrten segelten. Da schlugen doch zwei Herzen in unserer Brust! Wir diskutierten heftig und fair, ermunterten insbesondere alle 16er zum Gerhard-Höppner-Gedächtnispreis 28. bis 30. Juli zum Dümmer zu fahren! Selbst süddeutsche Segler wollen die weite Anreise auf sich nehmen, da sollten doch die Dümmer-16er nicht hintanstehen. Obwohl der SCC ein tolles Programm verspricht, bleibt es bei einem Meldegeld von 60 €, inkl. Fischbuffet von Hoffmann und jeden Abend Freibier und Verköstigung. Meldet also!!

Freitag, der Wetterbericht wie immer widersprüchlich, aber wir fuhren raus, beim Start blies es mit 2 Bf, die OLGA vorn dabei, wir konnten uns sogar in der ersten Runde gemeinsam mit den Tremmels deutlich absetzen, am Leegate die Flagge Bahnänderung, der Wind wurde deutlich weniger. Wir haben die Flagge gesehen, das Juryboot tutete auch ordentlich, also suchten wir unser neues Ziel. Wir konnten es erst gar nicht sehen, lieferten uns aber auch mit Tremmels ein heftiges Zielkreuzduell. Alte Regel: immer sich zwischen Ziel und Gegner halten. Das haben wir zu wörtlich genommen, abflauendem Wind machten wir Zielboot und Tonne mit blauer Flagge aus, waren fast in dessen Rufweite, da merkten wir erst, dass Tremmels abbogen und den Spi setzten, Rufe hallten vom Juryboot und von Tremmels! Wir also auch zurück, und sahen das Dilemma: alle anderen fuhren um die gelbe Ersatzboje, wir waren nicht dabei! Na gut, ist unser Streicher sagten wir uns und segelten zum Spaß weiter mit, ließen noch einige Boote hinter uns und konnten den genialen Bananenbogen von „Simply Red“ und Sepp Hammerlindl geradezu genießen, der vom Gate den direkten Weg zum Ziel nehmen konnte, während Sven und Katrin in einer Flaute stecken blieben. Wir erhielten einen nsc (did not sail the course), waren dennoch nicht ganz enttäuscht über unsere Segelei, das Boot prima in Fahrt, wir gut drauf und unserem Motto getreu.

Sonnabend war Reservetag, wir konnten also noch auf eine oder zwei Wettfahrten hoffen. Wieder hing der Antwortwimpel pünktlich am Flaggenmast, allerdings konnte nur bis 14 Uhr gestartet werden, uns machte die Hitze und der fehlende Wind aber schon um 10 Uhr zu schaffen. Jede Stunde ein- zweimal ins kühlende Wasser, um 13 Uhr war es dem Wettfahrtleiter zu viel des Wartens, er schoss die Wettfahrt ab, das war´s mit der Segelei.

14 Uhr Siegerehrung, gute Stimmung wie die ganze Woche über, ein Club, dessen Gastfreundschaft bemerkenswert ist, und dazu die Kulisse, einmalig.

Was will man mehr von so einer Woche erwarten? Wir uns deutlich mehr Teilnehmer der 16er Klasse, ihr alle hättet es ebenso genossen wie wir, das kann ich euch versprechen. Aber es gibt ja weitere Gelegenheiten, die nächste beim Höppner-Preis im Juli.

Wilhelm

Die Ergebnisse: IDB 16er JK