5. Teil Zuerst die Bootstaufe und dann: ein neues Schiff trimmen – leichter gesagt als getan!

Das war ein schöner Spaß, die Bootstaufe. Für Freitag 11.08.2017 um 18.00 hatte ich eingeladen. Mein Freund aus alten Zeiten Heinrich Lampe, der schon mal eine fette Sau für mich geschlachtet und verwurstet hat, stand mir bei der Bootstaufe mit seinem mobilen Grill zur Seite, …..

…. die Getränke von Kuhl Ulli hatte ich auch parat, aber das Wetter!! Es regnet schon den ganzen Tag und ich hatte Heinrich einige Tage vorher ansagen müssen, mit wie vielen Teilnehmern ich rechne. Ich hatte vorlaut „mindestens 40 Personen“ benannt.

Immerhin hatte ich alle 16er SeglerInnen eingeladen, die an den Hüder Pokalwettfahrten teilnahmen, außerdem meinen Heimat-Segelverein. Und da Dannhus das Schiff der Tremmels wieder repariert hatte, sie also das selbige vom Dümmer zurück zum Neusiedler See führen mussten, waren selbst die Österreicher vertreten.

Doris hatte vorher mit Tremmels telefoniert und ihnen mitgeteilt, dass der Unfall am Arendsee nur deswegen geschehen konnte, weil das Schiff noch nicht getauft war, noch keinen Namen hatte. Also erklärten sich Tremmels flugs damit einverstanden, dass wir nicht nur ein, sondern gleich zwei S-Kreuzer am 11.08. taufen sollten. Solch ein Unheil durfte nie wieder passieren!

Doch eine Taufe bei diesem Regen, Bindfäden fielen vom Himmel, viele gleichzeitig. Der Grill mit Abdeckung war pünktlich aufgebaut, aber um kurz vor 18 Uhr waren wir zu viert im Hafen, selbst die Tremmels waren noch nicht da. Aber wer wollte das verdenken, bei dem Wetter.

18.05 Uhr: es trudelten viele Regenschirme ein, gehalten von ebenso vielen 16er-Freunden. Doris hält eine nette Ansprache und gibt mit einem sehr schönen Taufspruch sowohl S 460 auf den Namen „OLGA“ als auch AUT 3040 auf den Namen „EX-PRESS“ alles Gute auf den weiteren Lebensweg mit.

Doris kann „Ex-Press“ auch im Wasser taufen

 

 

 

 

 

 

 

Somit kann die weitere Regattasaison für beide Schiffe nur noch gut ausgehen. Der Grillmeister freute sich über die Gäste, getrunken wurde auch, so dass genügend Flüssigkeit für eine Handbreit Wasser unter dem Schwert gesorgt war. Das Wetter hielt denn auch kaum einen davon ab, noch eine ganze Weile weiter zu taufen.

Am nächsten Tag der erste Test für die OLGA, der Start zu den Hüder Pokalwettfahrten. Wir waren sehr verhalten, kannten wir doch die Dimensionen des Schiffes noch nicht. Aber wie man auf der Bildergalerie der SVH sehen kann, doch bemerkenswert. https://svh-duemmer.de/hueder-pokalwettfahrten-2017/nggallery/page/3 und dann Bild 2411 anschauen: wir als erste am Startschiff! Wenn das man gut geht. Tat es auch nicht, unsere Mitsegler fuhren über uns, manche auch unter uns in Lee durch, jedenfalls reichte ein guter Start nicht, weil die OLGA keine Höhe segeln wollte. Erste Lernerfahrung, so einfach geht es nicht, auch wenn wir meinen, es richtig getrimmt zu haben. Man meinte, von außen sehen zu können, der Durchhang der Genua sei zu groß gewesen. Also weiter trimmen, die beiden Unterwanten neu eingestellt, aber die Höhe passt nicht.

Vor dem Wind zeigte die OLGA aber schon, was in ihr steckt. Paschy und ich sind schon überzeugt, vorwinds können wir Stärke zeigen. Die OLGA kommt sehr schnell ins Gleiten und bleibt in dem Zustand auch lange. Wenigstens schon mal was!

In den nächsten Wochen will ich so viel Segeln wie nur möglich; aber entweder ist dann, wenn ich am See bin, kein Wind oder zu viel davon. Ich verabrede mich das eine oder andere Mal mit Jens, dem Bootsbauer, oder Matthias, dem Segelmacher, es kommt aber nichts Gescheites zustande.

Das blaue Band der Schlei ist ja für alle Norddeutschen Segler immer wieder ein Ansporn, Ende September nach Schleswig zu fahren, also auch Doris und ich. Dort angekommen, erwartet mich schon Helge Schmale, wir riggen bei bestem Schleiwetter auf, schaffen es leider nicht, uns einzusegeln. Dafür sitzen wir abends in der Runde etlicher 16er und Dümmer-SeglerInnen und haben es gemütlich.

Leider fängt es nachts an zu regnen, große Wetteränderung! Am nächsten Morgen streift nur sehr wenig Wind über die Schlei, Wolken hängen fest über dem Wasser. An der Startlinie sammelt sich Groß und Klein, 34 Fuß-See-Schiffe bis zum 14-Footer, zwei Alt-H-Jollen mit Trapez und alles Mögliche an segelbaren Untersätzen dazwischen. Klar, vom Dümmer und Plön die Neptuner 22 (Mistgabelkreuzer) und die S-Kreuzer als direkte Konkurrenz.

Weil die Startlinie eng wird und die OLGA so schön neu ist, starten wir direkt an dem Startschiff und biegen gleich weg, als die Dickschiffe angeschoben kommen. Das hilft schon ungemein, wir erwischen unter Land einen schönen Streifen einsetzenden Windes und können uns einigermaßen vor das gesamte Feld legen. Auch die X-334 kommt uns nicht näher. Und so kreuzen wir in Richtung Missunde, wo die Große Breite zu einer ebensolchen Enge wird. Außerdem wird das Land hügeliger und bewaldet, der Wind kann nicht ungestört aufs Wasser und verlässt uns im Hafen von Missunde ganz. Wir haben allerdings noch das Glück, dass der Strom uns mit ca. 0,5 km/h sacht Richtung Ziel treiben lässt und liefern uns mit dem schnellen 14-Footer eine heftiges Match, bei dem die beiden Stehsegler irgendwann ziemlich nass aussehen und hinter uns bleiben. Gleichzeitig gelingt es die beiden Alt-H-Jollen, die von den Experten ohnehin auf die vorderen Plätze abonniert werden, sich an uns vorbei zu mogeln, während wir noch von einem auskranenden Dickschiff an der Scheuerbordleiste gerammt werden.

Nachdem wir Missunde passiert haben, brauchen wir für die restlichen ca. 1,5 km noch ca. 1,5 – 2 Stunden Treiberei, bis wir als fünfte ins Ziel kommen, die X-334 hat uns natürlich auch noch überholt! Wir gehören aber zu den Finishern, vielen war das nicht vergönnt.

Resümee: Test bestanden, die OLGA kann es, wenn sie gefordert wird, aber ein echter Leistungstest war es auch nicht. An der Kreuz kommen wir mit allen anderen mit, auch die Höhe passte, obwohl ich nicht weiß, warum das so ist!

Bei schönstem Wetter (mit Wind) geht es dann – leider über Land – weiter nach Plön, wo wir schon im SCvP erwartet werden. Mit der Rutsche gleitet die OLGA ins kühle Plöner Nass. Christian Bünning, mit dem ich die Regatta segeln will, kommt nicht so rasch aus Kiel, aber Rainer Altvater ist bereit, trotz des aufziehenden Sturmtiefs einen Ritt über den See zu wagen.

Wieder wird getrimmt, irgendwie passt aber nichts, die Holepunkte für die Genua I bzw. II sind viel zu kurz, wir tüfteln herum, aber schaffen es wieder nicht, die Höhe an der Kreuz so hinzubekommen, wie Sven sie neben uns zaubert. Bleibt das Kreuzen also doch Zauberei

Am nächsten Tag zieht ein ordentlicher Herbstwind über den See, bei dem auflandigen Wind traut sich niemand, die festvertäuten Schiffe auf´s freie Wasser zu bringen. Wir wollen ja auch kein Kleinholz produzieren.

Dienstag, 3. Oktober, Tag der deutschen Einheit! Der Wind hat abgenommen, fünf S-Kreuzer machen sich auf den Weg zum Start, Christian ist voll dabei, wir schaffen es aber auch dieses Mal nicht, die Höhe von Sven zu halten. Allerdings hat er – ebenso wie „Eindeutig – Zweideutig“ und S 416 „Felino“ Bruch, dafür segeln Christian und ich am Ziel vorbei, insgesamt also wieder einmal für meine Testfahrten nur Chaos ohne großen Wert.

Das ändert aber nichts daran, dass das lange Wochenende im Kreis der 16er SeglerInnen wieder einmal mehr viel Freude bereitet hat.

Wieder am Dümmer, lege ich die OLGA ins Wasser, komme aber 12 Tage nicht dazu, außer zweimal mit unterschiedlicher Besatzung den Dümmer zu befahren. Anschließend hole ich das Schiff aus dem Wasser und stelle ernüchtert fest (was ich ja auch schon vorher wusste), dass die OLGA keinen Unterwasseranstrich hat. Dafür hat sie jetzt einen Wasserpass und eine neue Unterwasserfarbe von dunkelgrünem Bewuchs, dessen Beseitigung mich so viel Energie kostet, dass ich bin trotz des Kärchers von Freund Marcus fix und fertig, ohne auch nur einigermaßen gründlich das Schiff gereinigt zu haben. Allerdings rettet mich Segellehrer Ralf, der mit einem Wundermittel aus der Dose – nein, es ist nicht Ariel – das Wunder der Unterwasserreinigung schafft, die OLGA wieder sauber und rein schafft!

Und so geht auch der Oktober vorbei.

Am letzten Wochenende im Oktober dann noch einmal mit Werftbesitzer Jens und Segelmacher Mathias ein Test auf dem Wasser, bei dem wir anschließend feststellen, dass trotz einiger Kälte und wolkigem Himmel Segeln auf dem Dümmer Spaß machen kann. Für einen ordentlichen Test ist zu wenig Wasser im See, wir verstellen das Schwert nach vorn und hinten, stellen die Segel ein – natürlich passen die Leitschienen für die Vorsegel, aber so richtig wird es doch nichts mit dem Test, was letztlich daran liegt, dass die Oberwanten sich irgendwie und –wann gelockert haben.

Soweit also meine Erkenntnisse zum Trimmen eines neuen Schiffes. Wäre OLGA ein P-Boot, und hätte sie ein Rigg wie andere Jollenkreuzer auch, hätten Jens und Matthias die Grundeinstellungen gewusst und wir gemeinsam eine Standardeinstellung gefunden, aber wir betreten mit dem Rigg und seinen verstellbaren Unterwanten Neuland, ich kann nicht einfach von der „Ente“ die Einstellungen nachahmen. Wir müssen also weiter tüfteln, und das heißt einfach segeln, segeln, segeln (worauf ich mich auch sehr freue).

Dann also nächstes Jahr!

Die OLGA wird in die Werft verbracht und ich in die Klinik nach Hannover. Die OLGA bekommt ihren letzten Glanz und ich eine neue Hüfte.

Die Saison 2018 kann also kommen, ich fiebere im Krankenhaus und in der Reha schon heftig darauf hin.