4. Teil

Der nächste Abschnitt: der Ausbau

Zunächst zum Mastenbau: Hermann Dannhus lässt es sich nicht nehmen und präpariert den Mast, der ca. 1,5 m zu lang von Super Spar geliefert wurde, was mir aber sehr gut passt, da ich nach Gesprächen u.a. mit Franz Kerber (FK Mastbau) nach wie vor daran glaube, dass ein verjüngter Mast bei der Taklung eines Jollenkreuzers keine gute Entscheidung ist: der Rollenkasten für das Fockfall wird zu schmal und brüchig, außerdem sehe ich keinen Sinn darin, weil ein Jollenkreuzermast sich nicht wie der Mast einer Jolle verhält, der bei böigem Wind (oder entsprechender Einstellung) über den Wanten leewärts biegt und so den Twist im Großsegel ermöglicht.

Also: für mich soll der Mast möglichst steif und unverjüngt sein, was er dank Hermann Dannhus´ Hilfe auch wird. Dazu die Frage an den Rigger, welche Wanten? Jens Dannhus hat sich gerade für nagelneue Produkte der Riggerfirmen aus PBO/Kevlar/Dynema-Mischungen entschieden und rät mir, solange zu warten, bis er seine Wanten erhält. Das dauert! Und als ihm endlich welche geliefert werden sollen, sind wir beide nach intensiver Forschung über die Gewichtsersparnis (bei meiner Mastkonstruktion keine 1000 g) und Unwägbarkeiten des Handlings/Haltbarkeit zu dem Schluss gekommen, bei  mir tun es für die Haupt- bzw. Oberwanten auch die Dyform-Wanten aus Stahl, die beiden Abstagungen nach vorn und achtern fertigen wir eh aus Dynema, die sind ja verstellbar und können also ruhig ein wenig recken! Ich glaube, eine gute (und erheblich kostengünstigere) Entscheidung, die aber bis zur 28. KW gedauert hat.

25. Kalenderwoche: wir sitzen zu viert im Schiff und diskutieren über die Platzierung der Beschläge. Jeder einzelne Beschlag wird erörtert, schließlich soll alles passen, kein Tampen überflüssig sein, keiner über Kreuz laufen und alles möglichst verdeckt laufen.

unten die Leitschiene, von dort wird die Schot rechts in die Umlenkrolle geführt, umgelenkt und tritt demnächst links aus.

Besonderes Augenmerk legen wir auf die Umlenkung der Vorschot. Da die Kajüte nur 160 cm breit ist, das Deck aber nur 35 cm schmal, wird die Genua-Leitschiene auf der Cockpit-Schräge montiert, die Schot soll aber endlos laufen und viel Druck lastet auch darauf, also wird sie am Ende (verdeckt) umgelenkt und tritt an der Kajütwand wieder aus. Diese Anpassung kostet den Bootsbauer einige Stunden Arbeit: Verstärkung hier, Holzklotz zur Befestigung der Rolle dort, darunter soll ja auch noch der Spinnaker in seiner Kiste verpackt werden können, die Richtung zur Winsch muss dann auch noch stimmen, der Vorschoter soll schließlich nicht in einem Schotengewirr stolpern!

 

So vergeht die 26. KW. In der 29. KW wollen wir die IBM (Internationale Bestenermittlung) am Arendsee segeln, es wird also äußerst eng!

Cornels und Matthias von der Segelmacherein Latsch hatten mir versprochen, die Segel binnen vierzehn Tagen fertigen zu wollen. Vorausgesetzt ein mit allen Beschlägen fertigem Boot, gestelltem Mast etc.!!! Das Zeitfenster schließt sich also rasch, wir fassen gemeinsam den Entschluss, das neue Boot doch nicht auf der IBM vorzustellen. Statt dessen schleppt Matthias den Neubau in seine Segelmacherei und verpasst dem Boot erst einmal eine Persenning, die Segel werden später gefertigt, da sich beim Ausmessen gezeigt hat, dass die Segel von S 399 in etwa passen und nach der Rückkehr von ihrer Meisterschaft am Bodensee die Segelmacher genaue Maße nehmen können, wir derweil das Schiff vielleicht schon testen könnten. Wenn es denn bis dahin fertig wird!

Am Arendsee verkünde ich stolz die bisherigen Erlebnisse des Bootsbaues und insbesondere den Namen des neuen S-Jkr:

OLGA

soll sie heißen, die neue „Ente“ der Beckmann´schen Familie. Die Namensfindung dauerte mindestens so lange wie die Farbfindung und führte zu erbitterten Diskussionen zwischen den Eheleuten Doris und Wilhelm, die bis an die Grundfesten der zivilrechtlichen Trauung reichten, letztlich aber dennoch versöhnlich beschlossen werden konnte, wenn auch nicht die Schriftart des Namens.

Warum Olga? Ich bin seit frühesten Seglertagen im Segler-Verein Olgahafen aufgewachsen, der seine Heimat am Dümmer auf der oldenburgischen Seite gefunden hat, dem Olgahafen. Den Namen hat der Hafen, wie mir aus Überlieferungen bekannt ist, vom Namen einer Prinzessin des Herzogtums Oldenburg. Angeblich soll sie eine Überfahrt über den Dümmer gewagt haben und bei Schomaker an Land gegangen sein (vielleicht war´s ja ein Vorfahr von Willi´s Vater Lui Schomaker, der sie dort in Empfang nahm). Wie dem auch sei, Jens Dannhus nennt seine P-Boote „Frida“, meines heißt eben „Olga“.

30. KW: es kann gewerkelt werden, da ich noch eine Woche Urlaub habe. Einschieben muss ich an dieser Stelle, dass ich am Arendsee einen kapitalen Rumms in das Schiff der Tremmels AUT 3040 gefahren habe, als ich beim Frühstart vierkant in deren Rumpf gesteuert bin. Ich sorge derzeit also für reichlich Arbeit auf den Werften. Auch die „Lahme Ente“ hat ihren Steven beschädigt, ich habe sie daher zur Werft gefahren und anschließend die „Olga“ vom Segelmacher abgeholt, und somit standen beide Boote einträchtig nebeneinander bei Fricke & Dannhus. Welch ein Erlebnis für mich!

Ich wurde schon öfter gefragt, was machst du denn mit der „Lahmen Ente“, wenn das neue Boot fertig ist. Ehrlich geschrieben, ich weiß es noch nicht. Aber wenn die „Olga“ hält, was sie mir verspricht, dass gebe ich S 399 nur in die Hände von SeglerInnen, die so wie ich viel Freude am schnellen Segeln haben, die S 399 schnell halten und/oder schneller machen, denn am Arendsee konnte man wieder einmal merken, dass S 399 zu den schnellsten unserer Bootsklasse gehört. Ansonsten bin ich offen für Angebote!

Ja, und einen Termin zur Bootstaufe haben wir auch schon anvisiert: am 11. August 2017, einen Tag vor den Hüder Pokalwettfahrten sollte eine Taufe im SVOH erfolgen.