Gerhard-Höppner-Gedächtnispreis – eine Regatta im Rahmen der P-Boot-Meisterschaft im SCC am Dümmer – von Wilhelm Beckmann S 460 OLGA
Am Forggensee habe ich in meinem Bericht geäußert, es müssten eigentlich mehr Segler*innen an diesen wirklich herausragenden Veranstaltungen teilnehmen und darauf hingewiesen: „Aber es gibt ja weitere Gelegenheiten, die nächste beim Höppner-Preis im Juli.“ (bei der gleichzeitig stattfindenden P-Boot-Meisterschaft).
Die Meisterschaft der P-Boote stand zunächst auf wackligen Füßen, erst zu wenige Meldungen, dann ließ der Wasserstand den Vorstand des SCC als Ausrichter der Verzweiflung nahekommen. Die heißen Tage lassen am Dümmer ca. 1 cm Wasser verdunsten! Jeden Tag! Da wir Anhängsel der Veranstaltung waren, hingen wir mit drin im Schlamassel.
Dann aber: die P-Boot-Segler*innen meldeten 28 Schiffe (wir brachten es immerhin auf 12 Meldungen), freitags vor der Meisterschafts-Woche brachte ein ordentliches Gewitter mit 50 l/m² immerhin 37,08 m NN Wasserstand (der Norm-Wasserstand im Frühjahr beträgt 37,20 m NN), erst unter 37,00 m NN wird es schwierig trotz Dümmer-Besteck an Schwert und Ruder vernünftig zu segeln.
Die Vorregatta der P´s (an der wir nicht teilnahmen) war mit 15 Teilnehmern gut besucht, der Wind war ordentlich, ein gutes Omen für die Meisterschaft und den Höppner-Pokal (der keiner ist, sondern aus zwei Kupfer-Platten – für Steuermann und Vorschoter – mit Gravur besteht, zum Gedächtnis an Gerhard Höppner, einer der ganz frühen S-Kreuzer-Segler, der sich die S 213 bauen ließ, damit schon erfolgreich – 4 mal Meister von 1966 bis 1969 – segelte, aber früh verstarb, weshalb das Schiff in die Hände der Familie Schlünder geriet und 13mal die Meisterschaft der S-Kreuzer ersegelte).
Mittwochabend Begrüßung und Eröffnung, Zelt und Bierwagen vom SCC in gewohnter Weise hervorragend bewirtschaftet (unter Mithilfe des SVOH!). Leider traf Corona auch die 16er, so dass unser Feld schrumpfte, aber immerhin gelang eine Ranglistenregatta, da 10 Schiffe über die Startlinie kamen. Für den SVOH trat auch Andreas Lapke mit seinem Bruder Hansi S 391 an, beide segeln in dieser Formation das erste Mal eine Regatta mit, Bravo!
Donnerstag 11 Uhr Steuermann-Besprechung, alle sind aufgeregt, nur wenig Wind, 13 Uhr soll der erste Start erfolgen. Also alle raus aufs Wasser, trudeln beim Startschiff ein, der Wind kommt in lauen Böen aus östlichen Richtungen, dann wieder gar nicht. Warten auf dem Wasser unter Sonne ist nichts für mich, aber was soll´s. 16 Uhr kommt Bewegung auf, der Wind stabilisiert sich, wir starten nach den P`s. Deren Feld hatte sich nach dem Start geteilt, welche Seite ist bevorzugt? Man kann es nicht eindeutig sagen. Die Startlinie wegen der P´s ordentlich lang, viel Platz für die 16er. Am besten kommt Jens Hucke und Vorschoterin Steffie S 416 weg, sie lassen es sich von Beginn an nicht nehmen, das Feld anzuführen. Der Wind schralt, meist so, dass wir nicht davon profitieren können. Aber auch Sven mit Vorschoterin Katrin auf ihrem neuen S 465 (hervorragend ausgebaut, eine Augenweide) finden nicht den schnellsten Weg über den Parcour. Mein Bruder Rollo mit Vorschoterin Corinna schaffen es letztlich, vor uns zu bleiben, sie segeln als zweite durchs Ziel. Das könnte ein Bruderkampf der Beckmann´swerden, aber auch der schnelle Schwan S 454 mit Doris Beckmann und Vorschoterin Mona könnte da mitmischen, also 3 mal Beckmann Boote. Mir fällt beim Schreiben auf: alle S-Kreuzer, die ich gerade benannt habe, segeln mit Frauen an der Vorschot bzw. als Steuerfrau, das muss man in anderen Klassen erstmal suchen!
Der Start der P´s zum zweiten Lauf wird für 9 Mannschaften zum Fiasko, nach 2 vergeblichen Startversuchen (Gesamtrückruf wegen Frühstart) wird die Blackflag gesetzt (startet dann jemand zu früh, ist er disqualifiziert), das hat sie aber nicht davon abgehalten, noch schneller als das Startsignal zu sein. Wir wunderten uns nur, als die 9 P`s aus dem Feld heraus nach Hause fuhren. Ob das Freibier der Happy Hour so verlockend war? Wir haben erst an Land erfahren, dass sie wegen des Verstoßes des Feldes verwiesen worden sind! Die S-Boote verhielten sich angemessener, Paschy und ich kamen aber nicht so gut weg. Dann auch noch die drehenden Winde, bei denen man das Luvfass von Ost aus anfahren musste, wir kamen aber von West und fanden uns weiter hinten wieder. Wieder war S 416 vorn, wieder waren Bruder Rollo und Corinna vor uns. Dennoch konnten wir den Abend an Land genießen, es war eben doch ein schöner Segeltag mit Wind, mit dem wohl niemand gerechnet hatte, besonders die nicht, die immer wieder den Windfinder studiert hatten.
Der Wettfahrtleiter Ede kündigte abends für den nächsten Tag je nach Windlage bis zu 4 Wettfahrten an, die erste sollte schon um 10 Uhr starten. Frohe Botschaften sehen anders aus für uns alten Männer.
Freitagmorgen um kurz nach 9 Uhr aber fehlt der Wind, zu unserem Glück dürfen wir an Land warten, Ede fährt ab und zu mit dem Mobo raus, da die Thermik der benachbarten Segelschule Godewind den Schulbetrieb in Landnähe ermöglicht, weiter draußen läuft aber nichts. Wir vertreiben uns die Zeit mit fachsimpeln und dem Einstellen von Andreas S 391.
Das Warten endet mit dem Dippen der Flagge Startverschiebung um 14.30 Uhr, wir laufen aus und siehe da, es kommt Wind auf, der sich stetig steigert und uns drei weitere Läufe bei bestem Segelwind von 2 – 4 Bf. beschert. Den 3. Lauf gewinnen wieder S 416 Jens/Steffi, dann geht ihnen doch die Siegesluft aus und zweimal schaffen es Sven/Katrin vor uns ins Ziel, wir sind sehr zufrieden mit unseren Läufen. Wir haben jetzt schon fünf Läufe im Sack, die Meisterschaft ist gerettet, am Sonnabend soll es noch einen weiteren Lauf geben. Tut unserer S-Klasse auch gut, wir kommen eh zu wenig zum Wettfahrtsegeln.
Allerdings merke ich abends doch die Belastung des Tages und fahre nach Hause, verpasse dadurch aber sowohl das Regattabüffet als auch und insbesondere die Einladung von Maximilian Bäcker in deren Wochenendhaus, der allen erklärt, wie er zu seinem Doktortitel in dem Fach Medizinphysik gekommen ist, dennoch dabei nicht die Bewirtung seiner Gäste vernachlässigt.
Samstag 11 Uhr wieder mal wenig Wind, wieder warten wir an Land. Der letzte Lauf ist entscheidend für die P-Boote und deren Meister aber auch für die S-Kreuzer, da sowohl Jens/Steffi als auch Sven/Katrin jeweils mit einem Streicher 6 Punkte haben. Entsprechend bissig wird gesegelt, der Wind weht wider Erwarten konstant um Nordwest mit 2 – 3 Bf. Leider verschlafen wir den Start um den entscheidenden Meter, wir können uns aber vorarbeiten, alles sehr eng, besonders an den Tonnen, wo es auch schon mal laut wird. Die Zielkreuzein hartes Stück Arbeit! S 416 und S 465 liefern sich ein Duell vom feinsten, wir liegen leider ein wenig zu sehr zurück, bekommen aber einen Dreher zur richtigen Zeit, nur steht der nicht lange genug durch. Seite an Seite preschen die beiden S zur Ziellinie, es wird laut auf den Schiffen, weil S 416 den S 465 angeblich nicht genug Raum zur Ziellinientonne gibt. Geschätzt 20 cm entscheiden den Lauf zu Gunsten von Sven/Katrin, entsprechend groß die Begeisterung an Bord.
Schön ist auch, dass mit Jobst und Birgit S 457 eine weitere Dümmer-Crew mitgesegelt ist, ich weiß, beide können es, wie sie bei ihren wilden Ritten auf ihrem Zugvogel bei Wind und Wetter zeigen. Und Bernhard Tellen sollten wir unterstützen, als 10. Boot hat er sich prima verhalten und die Klasse sehr unterstützt.
Zurück an Land wird erst einmal ordentlich das Anlegerbier gelenzt, die Anspannung fällt ab und die Feierlaune steigt. Das Bruderduell konnten wir für uns entscheiden und Doris/Mona haben sich bei all den Winden als gute Crew gezeigt. Gefreut hat mich persönlich, wie viel Spaß Andreas und Hansi auf S 391 hatten, obwohl ihnen ein paar Grad Höhe an der Kreuzfehlten und Hans erstmals Spinnaker gesegelt ist. Sie könnten eine gute Regattacrew abgeben, wenn das Dümmer-Besteck passt und das Boot richtig eingestellt ist.
Die Meisterfeier der P´s verlief denn auch angemessen, manche Mannschaft landete im Dümmer(grund), manch Fass wurde gespendet, man kam kaum hinterher, man kam aber auch gut ins Gespräch, P- und S-Boote können miteinander, man sollte das ausbauen! Das klappt aber nur, wenn wir S-Leute uns auch auf dengemeinsamen Ranglisten-Regatten sehen lassen. Können wir das nicht ausbauen???
Der Bericht darf aber nicht enden, ohne dass ich zwei Personen erwähne: Marianne und Willi Huck sind extra für diese Veranstaltung aus Münster angereist, haben uns alle Tage per Fernglas beobachtet und an Land die eine oder andere Segelgeschichte erzählt. Intensiv verfolgen sie das Geschehen der 16-er Klasse.
So, das war´s, der Dritte hat berichtet!