Ribnitz 2014 – oder: wie ich die Welt auf dem Bodden sah

Ein Bericht von Wilhelm Beckmann

Grundsätzlich ist für uns das 1. Mai-Wochenende für den Schloss-Cup Plön reserviert. Dieses Jahr besonders, hatte ich doch von einer Bewegung in der Klasse gehört, die froh macht: Jens Hucke baut einige neue Schiffe! Die wollte ich unbedingt auf der Piste vor dem Plöner Schloss sehen. Leider reichte die Zahl der Schiffe nicht, oder diese waren noch nicht fertig, jedenfalls wurde nichts aus Plön, dafür stieg meine Spannung auf das Ereignis in Ribnitz (mit zwei kurzen! i- ja nicht mit einem langen ie- aussprechen, das geht gar nicht, sagen die SCRler).

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Recht ungestaut vom Ferienbeginn kamen wir im Hafen des SCR an, in Reih und Glied standen die 16er schon bereit zum Kranen, großes Hallo. Einige neue Gesichter, etliche junge Segler dabei.

Aha, Jens segelt nicht mit seinem Sohn, die 416 „Felino“ von Jörg Posny steuert er. Sven Düse mit Katrin Adloff auf einem hübschen hellgrauen 455, nagelneu mit Wanten aus Tauwerk, alles schick in grau und gut gefertigt, soso.

Die Tremmels vom Lake Neusiedl auch auf einem neuen Schiff, mir als altem Wally-Fan ein wenig zu viel Strippen kreuz und quer im neuen Modell.

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Auch die anderen und altbekannten Schiffe ließen sich gut anschauen, Hilmar´s „Yucca“, Martin´s „St. Maria“ und wer sonst noch da war. Besonders gefreut habe ich mich über Maria Sommer, die sich, so hoffe ich, in ihrer schweren Zeit in der Familie der 16er aufgehoben fühlt. Und so sind es doch noch 16 16er, die hier segeln wollen. Das ist doch erfreulich.

Steuermanns-Besprechung: Carsten Clauser und der Wettfahrtleiter verkünden den 1. Start für 14.30! Das ist ja nach der Mittagspause! Dass es die gesamten Wettfahrttage bei dieser Startzeit bleiben sollten, konnten nur die Eingeweihten ahnen; wie wohltuend für uns Segler des älteren Semesters! Ob Philipp das als Anregung für den Ammersee mitnimmt?

Alle sind aufgeregt, als es dann aufs Wasser geht, die I oder die II aufziehen, oder sogar die kleine Fock? Es schaut nach Wind aus, alle gehen auf Nummer sicher und wählen die Nummer kleiner. Man sieht gleich, wer gut starten kann, wir sind es nicht!

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Die neue Hackordnung der 16er zeigt sich rasch: 416, 455 und 399 sind eine Dreiergruppe, die sich nicht gern überholen lässt, ein breites Mittelfeld und auch die B-Boote mischen fröhlich mit. Die Er-gebnisliste zeigt das alles deutlich! Nach dem 1. Lauf lässt der Wind ein wenig nach, wir ziehen als einzig die I auf, während Sven/Katrin noch mit der III segeln, dennoch sind wir nicht schneller. Kleine Segel müssen nicht von Nachteil sein, große müssen sich aber bändigen lassen.

Sonntags noch der dritte Lauf, wie gehabt um 14.30. Die Ergebnisse lassen sich der Liste entnehmen.

Pressebericht 1:  –> Ostsee-Zeitung-04-08-2014

Trotz altem Spi, der sich partout nicht ins Boot ziehen ließ, den Paschi nachstopfen musste, wurden wir zu unserer eigenen Überraschung Höppner! Weder Jens noch Sven durfte man auch nur einen Augenblick unbeachtet lassen, schon waren sie vorbei. Und wenn einer von beiden vorn ist, lässt er sich nur schwer verdrängen. Deutlich war auch der Unterschied zwischen beiden: Jens und Jörg haben eine exzellente Taktik-Ausbildung genossen, haben die „Felino“ schnell gemacht, gefühlt schneller als je zuvor. Sven und Katrin kommen von der Vorschot, verstehen es, die „Spöke sportiv“ rasant schnell zu trimmen, wiederum meiner Meinung nach der schnellste Nissen, den es je gab. Bei diesemTrio vorn zu sein, hat Paschi und mich besonders gefreut. Aber es gilt ja immer noch die alten 16er Regel: wer Höppner ist, ist noch lange nicht der Klassenbeste. Der muss erst einmal die IDBEM gewinnen!

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Der SCR wird in gewohnt souveräner Weise mit der 16er Familie fertig, überall nette freundliche Menschen, die uns unterstützen. Kein Wunder bei einem Verein, der schon einige Male die Deut-schen Jüngsten und Jugendlichen-Meisterschaften mit mehr als 1.000 Regattateilnehmern bewältigt hat.

Montag 04.08.14 um 14.30 Uhr pünktlich der 1. Start zur BEM. Wo ist „Spöke sportiv“? Nicht auf der Regattabahn zu sehen!? (Es stellt sich heraus, dass ein Spleiß vom Vorfall nicht gehalten hat). Bei mäßigen Winden, aus südöstlicher Richtung, die während der BEM wehen und immer wieder pendeln, darf man schon die Dreher aussegeln, was Jens/Jörg besonders gut gelingt. Das Ergebnis zeigt die Liste! Beim 2. Start ist S 455 wieder dabei und zeigt, was in dem Boot steckt, Platz 1 vor Jens und uns. Wir haben uns mit einem Spinnaker von Rainer Altvater verstärkt, sich der im Gegensatz zu unserem Lappen geschmeidig unters Deck ziehen lässt.

Am nächsten Tag gibt es einen Up- and Down-Kurs, ich habe nicht richtig auf den Aushang geschaut, nach einem aufregenden Spigang sehe ich noch, wie S 455 als Erster am Fass die Tonne berührt, da-her irgendwie um das Fass kringelt, Geschrei von Jens und Werner Tremmel, Drehungen und Wen-dungen beider Boote, wir runden das Fass, werden von Philipp Kaisers Rufen wach: Tonne falsch gerundet! Was, wie?? Wir sind schon auf dem Amwindkurs , wenden und runden noch mal dieselbe Tonne (leider wieder falsch, wir hätten das andere Gate-Fass nehmen sollen!) und werden nach dem Zieldurchgang vom Jury-Boot angepraht, Disqualifikation! Und das uns! So ist es, wenn die Übung fehlt und man des Lesens nicht kundig genug ist. Der Spott der übrigen Segler ist uns gewiss, zu Recht!

Wir entschädigen uns im 4. Lauf mit einem Sieg! Das war denn mal was für unsere angeknautschte Seele.

Abends der Klassenabend mit einer für den Vorstand anstrengenden Diskussion über eine Yardstickwertung bei der BEM 2015, dabei wollen wir, die aktiven Segler doch alle dasselbe Ziel, mehr Sechzehner auf die Regattabahn!

Mittwoch, 06.08.14. Wie schon an den Tagen zuvor wird morgens über den Bootsbau diskutiert, das Für und Wider von Cockpit-Anordnungen erörtert, also alles an den neuen 16ern besprochen. In je-dem 16er Segler steckt vermeintlich ein Bootsbauer, aber alle müssen sich am Ergebnis messen las-sen, und da hat Jens eindeutig die Nase vorn. Er hat mit Hilfe von Rainer Herget eine Reihe neuer Schiffe gebaut, gut und günstig. Weiter so!

Entschieden wird die BEM 2014 aber nicht an Land, also 14.30 Uhr Start zur 5. Wettfahrt. Zieleinlauf im Trio, Jens/Jörg vorn, dann wir gefolgt von Sven/Katrin. Ebenso heiß umkämpft sind die nächsten Plätze im gesamten Mittelfeld, zu sehen auf der Ergebnisliste. Und auch um den B-Pokal wird heftig gestritten. Insgesamt also ein Regattafieber, wie es gesünder nicht sein könnte!

Der Kampf um das „Ofenrohr“ wird heißer, wie man am Start zum 5. Lauf merkt: Einzelrückruf! Wir sind es nicht?! Vor uns haben wir andere gesehen, etwa die „Felino“ und am Linienende war doch auch noch was. Ein hektisches Rennen bei stark drehenden Winden, die auch noch die Stärke wech-seln, wirbelt das Segler-Feld immer wieder durcheinander, so dass wir am Ende ganz froh sind, noch

als 4. Schiff durchs Ziel zu segeln. Zuruf vom Startschiff: Ihr seid Zweite! Wie bitte? Was ist? Da haben zwei vor uns den Rückruf nicht beachtet. Aber wer? Sind es die Tremmels, die vor uns eingelaufen sind? Nein, es klärt sich, die beiden anderen des Trio sind nicht zurück gesegelt, waren beide aber beim Start über der Linie! Jens/Jörg haben ihren Streicher, Sven/Katrin ihren zweiten. Da haben wir Glück gehabt. Damit ist S 455 kein Aspirant auf den ersten Platz mehr, wenn für uns alles gut läuft!

Die Entscheidung am 07.08.2014! Flaute auf dem Ribnitzer See, Flaute auf dem Saaler Bodden, Wind ist aus Südwest angekündigt, er weht nur sehr schwach aus Südost. Dennoch lässt der Wettfahrtlei-ter auslaufen: das wird heute nichts, darauf möchten wir wetten. Das Startschiff lässt die Tonnen legen, der Wind schläft ein, die Flagge Startverschiebung wird gesetzt! 10 Minuten später kräuselt es sich von Dierhagen über den Bodden, die Seebrise – aus Nordwest! Das ist hier so, meint der Wett-fahrtleiter nachher. Wieder Windverhältnisse wie die gesamte Zeit. Erstaunlich! Diesmal segeln wir konzentriert, sind am Luvfass vorn und wollen uns den Platz nicht nehmen lassen. Kreuzen auf dem Vorwind spitzer als die anderen, legen aber rechtzeitig um und bleiben vorn. Wenn auch Carsten Clauser, Jens und Sven hinterher meinen, der direkte Kurs sei der schnellere gewesen, wir bleiben dabei, das Abkreuzen vor dem Wind hat uns die entscheidenden Meter gebracht. Erste im Ziel, der Jubel der alten Männer an Bord der „Lahmen Ente“ ist groß, es war trotz der kommoden Startzeit anstrengend für zwei über 61 jährige.

Pressebericht 2:   —> Ostsee-Zeitung-08-08-2014

Die Siegerehrung auf dem „Boddenkieker“ mit der Fahrt bis durch die Bülten brachten etliche Pokale, Hilmar Härtel gewann trotz hartem Kampf mit Martin Oppmann „seinen“ B-Pokal, der somit ein weiteres Jahr im Hause Härtel überwintert, aber Martin angespornt hat (und hoffentlich bringt auch die versprochene Yardstickwertung einige weitere B-Boote auf den Parcour!). Paschi lud sich den schweren Pokal auf und uns beiden die Last und Lust, die 16er Familie zu bewirten und Bier und Wein fließen zu lassen! Wieder mal eine gelungene Veranstaltung auf dem Ribnitzer See, die man schließen kann: wer nicht dabei war, hat vieles verpasst, was unsere Klasse ausmacht. Das aber nachzuholen, gibt Gelegenheit im kommenden Jahr auf dem Großen Brombachsee.

Besonders freuen würde ich mich, wenn die angestoßene Yardstick-Diskussion Anlass gibt, doch den einen oder anderen alten 16er (vielleicht auch eine andere „Telefonzelle“) aufzurüsten und sich beim Segeln mit den anderen zu treffen.

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Wilhelm Beckmann